Gedanken zum Hinschied von Achille Casanova (1941 bis 2016)

In 1999 hat mich Achille Casanova angefragt, ob ich seinen Stab für Kommunikationsstrategien und -analysen übernehmen möchte. Ich wusste damals nicht, dass der Stab nur aus mir bestand und mehrere Vorgänger an dieser Aufgabe gescheitert waren. Eine zentrale Aufgabe war es nämlich, die Kommunikation der Departemente zu koordinieren. Das war damals und ist vermutlich auch heute noch schlichtweg eine Unmöglichkeit. Es wollte sich keiner in die Karten blicken lassen.

Mein Ausflug in die Bundeskanzlei hat rund dreieinhalb Jahre gedauert.

Es hat sich auf vielerlei Ebenen gelohnt, nicht nur weil ich von meinem Lehrmeister Achille Casanova viel lernen konnte. Achille war ein Meister der Kommunikation, ein Charmeur, der die Eigenheiten der Sprache nutzte, um Journalisten zufrieden zu stellen. War der Saal voller Journalisten (damals noch das Zimmer 286) und gab es nichts zu kommunizieren, so sprach Achille lang und salbungsvoll auf Französisch (wie bei der Verschiebung der Expo.01, die vom Bundesrat noch nicht entschieden worden war). Galt es mit möglichst wenig Emotionen Fakten zu kommunizieren, so war Deutsch die Hauptsprache (z.B. beim Swissair-Grounding). Richtig emotional konnte er auf Italienisch werden. Überhaupt war Achille der beste Lobbyist für Tessiner Anliegen in ganz Bundesbern. Seine Unabhängigkeit verlor er einzig, wenn das Tessin in Bundesratsgeschäfte involviert war.

Von Achille Casanova habe ich gelernt, wie eine gute Verwaltung arbeiten muss und welche Tricks und Finten sie anwenden darf. Leider sind mir nur wenige Funktionäre begegnet, die sein Ethos und seine Fähigkeiten teilen. Eindrücklich war, wie schnell er sich in ein Bundesratsgeschäft einlesen konnte. Er wusste stets mit grosser Sicherheit, wo der Hund begraben liegt. Achille war aber auch ein Meister darin, auf Zeit zu spielen. Mein Auftrag war es, einen Bericht über das „Engagement von Bundesrat und Behörden im Vorfeld eidgenössischer Abstimmungen“ zu verfassen. Teil des Auftrags war es, nicht allzu schnell fertig zu werden. Denn Achille Casanova sah keinen Nutzen darin, dass das Parlament in der Sache aktiv würde (was es übrigens später wurde, aber letztlich nichts gebracht hat). Bei Rückfragen der zuständigen Kommission wurde stets ein neues Argument gefunden, weshalb sich der Bericht verzögerte. Einmal sagte Achille Casanova der Kommission, dass eine Mitarbeiterin vom Pferd gefallen sei und sich den Fuss verstaucht hatte. Die Information stimmte, er verschwieg lediglich, dass die Mitarbeiterin mit dem Bericht nichts mehr zu tun hatte. Dass ein Termin relativ und nicht zwingend einzuhalten ist, habe ich erst bei der Bundeskanzlei erfahren. In der Politik kann dieses Wissen entscheidend sein.

Achille war ein geselliger Mensch, der einen Raum füllen und die Menschen begeistern konnte. Im Team wurde viel gelacht, die Türen waren stets offen, man konnte über alles sprechen und musste doch erkennen, dass es gewisse stille Abmachungen gab. Während Sitzungen mit Achille durfte geraucht werden, was die Nichtraucher zu tolerieren hatten. Auch waren die variablen Lohnbestandteile für alle Mitarbeitenden gleich hoch. Damit sparte sich Achille Casanova viele Diskussionen und Enttäuschungen.

Achille Casanova war ein Bundesratssprecher mit Format, der dem Bundesrat ein Gesicht gab, in guten und in schwierigen Zeiten. In seine Fussstapfen zu treten, ist eine kaum lösbare Aufgabe, wie wir aktuell miterleben müssen.

Ein grosser Kommunikator, ein Schaffer und Gestalter ist von uns gegangen. Wir hätten uns alle gewünscht, dass Achille sein Leben noch ein paar Jahre länger hätte geniessen können. Die Krankheit hat leider gesiegt. Ich wünsche der Trauerfamilie viel Kraft in dieser schwierigen Zeit. Ich werde Achille immer in guter Erinnerung behalten und bedanke mich für eine lehrreiche Zeit und viele lustige Momente.

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